Fahrbetrieb mit Ethanol

Achtung! Alles hier Vorgestellte ist improvisiert und entspricht evtl. nicht gängigen Vorschriften. Es handelt sich nur um Beschreibungen. Den Nachbau möchte ich weder empfehlen noch dazu anregen. Jeder handelt auf eigene Verantwortung!

Meine Ape fährt seit Januar 2010 mit Ethanol, zuerst mit E85, zuletzt mit E70. Seit dem langen und kalten Winter 2012/13 E50, wegen dem besseren Kaltstartverhalten und geringerer Wetterabhängigkeit.

Seit August 2013 habe ich wieder auf Benzin umgestellt, genau gesagt auf E10. Leider ist die aktuelle Entwicklung so, dass E85 keinen Votreil mehr bringt, nicht in der Ökobilanz, noch in Bezug auf meine persönlichen Ziele. Das Zeug wird einfach so hergestellt, dass Masse produziert wird, ohne Rücksicht auf ökologische Fragen. Der Benzinpreis ist auch stabiler, als angenommen. Falls sich an der Situation nochmal was ändert, ich weiss ja jetzt, dass es funktioniert.

Ich verändere immer wieder die aktuellen Inhalte, wenn ich neue Erkenntnisse gewinne.

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An einigen Tankstellen bekommt man E85, also eine Mischung aus 85% Ethanol und 15% Benzin. Das ist also 85% Biokraftstoff.

www.ethanol-tanken.com

Ethanol hat im Vergleich zu Benzin folgende Eigenschaften:

-klopffester/ höhere Oktanzahl
-verbrennt weniger heiss
-verbrennt sauberer, Motor bleibt sauber
-Abgase sind rauchfrei, auch beim Kaltstart mit dem Choke, unvergleichlicher Abgasgeruch nach Alkohol :-)
-wetterabhängiger, bei Kälte und/oder Feuchtigkeit schlechtere Starteigenschaften und geringere Motorleistung, bei Wärme oft deutlicher Leistungszuwachs
-weniger giftiges Benzol bei der Handhabung/Reparaturen/Vergaserreinigung usw.
-teureres Zweitaktöl nötig
-alle Kostenfaktoren zusammengerechtet ab einem Benzinpreis von 135ct/L günstiger, dabei bleibt der Ethanol-Preis lange konstant und ist weniger mit Steuern belastet
-Ethanol zieht Wasser. Also muss der Tankverschluss dicht sein (abdecken mit z.B. aufgeschnittener Flasche), und das Ethanol sollte nicht zu alt werden.
-Motor braucht nach einem Kaltstart länger, bis er warm wird und volle Leistung bringt.

Für die Umrüstung auf E85 gilt:

Hauptdüse ca. 25% grösser, weil Ethanol einen geringeren Brennwert hat.
Leerlaufdüse ebenfalls grösser (ich erprobe gerade eine 55er statt der originalen 45er).
Evtl. Kompression erhöhen, um die Leistung zu erhalten, die man von Benzin gewohnt ist. (Die Mühe würde ich mir nicht mehr machen.)

Ich hatte auch mal den Zündzeitpunkt um 2 Grad 'früher' eingestellt. Nach einem Auspuffwechsel lief das aber nicht gut. Daher empfehle ich es nicht mehr. Der Zündzeitpunkt sollte in den oberen Drehzahlen schon nach Herstellervorgabe (17 Grad) eingestellt bleiben.

Zweitaktöl:

Die meisten Zweitaktöle lösen sich nicht in Ethanol auf. Ich verwende Motul 800 Off Road, ein Esteröl. Dies gilt für Gemischschmierung. Wie das bei Getrenntschmierung ist, weiss ich nicht. Motul 800 ist vom Hersteller nicht für Getrenntschmierung freigegeben. Es ist wahrscheinlich zu dickflüssig.

Zur Zeit mache ich einen Test mit billigeren Ölen, siehe unten.

Da Ethanol bei Kälte nicht so gut zündet, fahre ich mit E50. Entsprechend muss die Hauptdüse angepasst werden. Mit E50 startet der Motor auch bei starkem Frost relativ zügig.

Die Angaben der Hauptdüsengrösse sind nur exemplarisch und können von Motor zu Motor stark abweichen!

E-Anteil----------Tanken B/E85-----HD 50er Setup-----HD 85er Setup
E60---------------3L/6L----------------72 ---------------------78-80

E50: Ich fülle in jeden 20L-Kanister 300ml Öl (1,5%) und tanke zuerst 8-10L Benzin, und fülle dann mit E85 auf.

Da ich mit 2-3 20L-Kanistern zur Tankstelle fahre, muss ich den weiteren Weg zur Ethanoltankstelle nur ca. 4 mal im Jahr antreten. Vor dem Tanken wird der Kanister nochmal durchgeschüttelt, um evtl. abgesetzte Ölanteile zu vermischen.

Änderungen am Motor:

-HD grösser, siehe Tabelle oben
-Startdüse grösser (von 19er Vergaser genommen). Damit startet der Motor bei Kälte erheblich besser.
Und nun zu den Risiken, von denen man immer hört:

Es ist nicht bekannt, ob im Motor Teile aus Gummi oder Kunststoff vom Ethanol angegriffen werden. Gerüchte dazu gibt es ja viele. Piaggio hat keine Freigabe für E10 für die Modelle ab 2010 erteilt. Was kann passieren? Vom Tank bis zum Vergaser können Dichtungen kaputt gehen, die aber leicht zu ersetzen sind. Schlimmer wird es bei den Simmerringen, und da ist nur der auf der Kupplungsseite schwer zu ersetzen. Das Risiko gehe ich ein. Es gibt bereits einige Vespas (Smallframe) die seit Jahren so wie ich ohne Probleme mit Ethanol fahren. Die meisten Infos im Internet sind aber in der Kategorie Gerüchteküche anzusiedeln. Tatsächlich gibt es keine belegbaren Ergebnisse ausser meinen eigenen, und damit fahre ich seit 2010 gut.




Lest auch den Rest:
Ab hier sammele ich meine weiteren Erfahrungen und Versuchsergebnisse!


Öltest

Da sich nicht jedes Öl mit Ethanol mischt, verwende ich bisher Motul 800. Das ist auf Dauer aber leider sehr teuer. Daher suche ich nach einer günstigen Alternative. Nun habe ich ein paar Proben angesetzt:
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Von links nach rechts:
-Motul 800
-Das gerade günstig angebotene Vollsynthetiköl vom Schmiermaxe
-Und drei Öle, die mir ein netter Forumsteilnehmer geschickt hat.

Bisher setzt sich nur das Öl ganz rechts ab. Der Rest sieht gut aus. Ich bin gespannt! Und lasse es jetzt noch 2 Wochen stehen.

Und hier die Ergebnisse nach 2 Wochen:

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Die beiden Ravenol- und das Castrol-Öl sehen genau gleich aus: Es hat sich unten eine Menge Öl abgesetzt. Ich denke mal, das ist nicht geeignet.

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Beim CTR-Öl hat sich unten ein weisser Belag im Glas abgesetzt. Hab mir sagen lassen, das stammt von Additiven und Öl, das sich im Ethanol zersetzt hat. Mir ist das zu heikel.

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Beim Motul-Öl hat sich am Boden eine kleine Menge harziges Material abgesetzt. Das hatte ich auch schon im Vergaser gefunden. Es sammelt sich dort und im Tank, das ist nicht schön. Ob es einen Einfluss auf z.B. das Startverhalten hat, kann ich mangels Vergleich nicht sagen.

Im Datenblatt vom Motul steht, 800 Off Road ist für ein Mischungsverhältnis von 2% vorgesehen, und das für den Rennsporteinsatz. Im normalen Einsatz kann man um 0,5% reduzieren. Das mache ich jetzt seit ein paar Monaten ohne Probleme (50ccm O-Zylinder).

Inzwischen habe ich noch ein paar Ölproben bekommen. Danke Sven!:
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Von links nach rechts:
-Dolmar 2T
-Dolmar Extra 2T
-Stihl HP Super
-Stihl HP Ultra
-Fuchs Titan 2T 100S
Die Öle stammen aus dem Motorsägenbereich. Preislich machen die dem Motul 800 keine echte Konkurrenz, weshalb sie nur der Sache wegen interessant sind. Alle Öle haben sich gut gehalten. Erst nachdem ich bei jeder Probe die Ölmenge verdoppelt hatte (1:25), hat sich überhaupt was abgesetzt. Das sieht gut aus. Die Verträglichkeit im Fahrbetrieb werde ich aber nicht prüfen.

Zu prüfen wäre noch, ab welchem Ethanolanteil die einzelnen Öle sich doch vermischen. In E50 ist ja mehr Benzin als in E85, da könnte sich auch ein Öl gut mischen, das bei E85 durchgefallen ist.

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