Tuning der Vorderradbremse
Achtung! Alles hier Vorgestellte ist improvisiert und entspricht evtl. nicht gängigen Vorschriften. Es handelt sich nur um Beschreibungen. Den Nachbau möchte ich weder empfehlen noch dazu anregen. Jeder handelt auf eigene Verantwortung!
Wie man mit einfachen Massnahmen die Bremskraft deutlich spürbar steigern kann!
Die Vorderradbremse der Ape bremst nicht so gut, das wird oft bemängelt. Das hat mehrere Ursachen:
-Der Bremshebel am Lenker ist nachgiebig, er besteht nur aus Alublech oder Plastik
-Der Bowdenzug, vor allem die Hülle ist viel zu weich, und unnötig lang
-Die Bremsankerplatte besteht aus recht dünnem Guss
Insgesamt ist die Konstruktion also ziemlich nachgiebig. Dass da viel Bremskraft verloren geht, ist leider Tatsache. Einen stabileren Bremshebel und eine Bowdenzughülle aus dem Motorradbereich kann man leicht nachrüsten (habe ich bisher nicht gemacht, aber zumindest eine stabilere Bowdenzughülle werde ich mir noch besorgen und die Länge insgesamt anpassen).
Eine andere Ursache für schlechte Bremsleistung ist leider oft beim Besitzer zu finden: Mangelnde Pflege. Schon kleinste Mengen Fett oder Öl, und die Sache ist vorbei. Mal ganz abgesehen von abgefahrenen oder verglasten Bremsbelägen oder dem angesammelten Bremsstaub vom Abrieb. Wer seine Bremsen nicht pflegt, kann nie eine gute Bremsleistung erwarten.
Aber leider gibt es auch einen grundsätzlichen Konstruktionsfehler schon ab Werk, durch den die Bremsleistungen bescheiden bleiben, egal wie gut die Pflege der Bremsen ist. Und diesen können wir ganz einfach beheben. Darum geht es hier.
Ich erkläre das jetzt erst mal in der Theorie. Der Grund ist einfach: Bei neueren Ape50-Modellen sieht die ganze Konstruktion etwas anders aus. Der Fehler ist aber der gleiche. Mit dem folgenden Wissen kann man meine Schritte aber auch hierfür nachvollziehen.
Die Drehrichtung des Rades bestimmt, welche Bremsbacke auflaufend und welche ablaufend ist. Die auflaufende Bremsbacke hat ca. 80% der Bremswirkung, die ablaufende nur 20%, dies laut Fachliteratur. An der ablaufenden Bremsbacke rutscht die Trommel sozusagen ab, während sich die auflaufende Bremsbacke der Trommel entgegenstemmt.
Der Bremsnocken greift an die Bremsbacken an gegenüberliegenden Ecken an, im Bild sind das die Spitzen der roten Pfeile. Wie man sieht, sind dadurch die Hebelarme gelb und grün unterschiedlich lang. Der kürzere gelbe Hebel bewirkt, dass die ablaufende Bremsbacke etwas stärker bewegt wird als die auflaufende Bremsbacke am längeren grünen Hebel. Das ist sehr schlecht, denn so drücken wir am Bremshebel hauptsächlich die ablaufende Bremsbacke an die Trommel, und die hat ja eh nur 20% Bremswirkung. Die 'starke' auflaufende Bremsbacke bekommt fast nichts ab von der Hebelkraft. Das schleift sich zwar irgendwann ein, aber das Kraftverhältnis bleibt das gleiche. Wir müssen also die Hebelverhältnisse ausgleichen. Das heisst, wir müssen die Bremsmechanik leicht verändern.
Info: Warum die Vorderradbremse heute gar nicht mehr bremst
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Zunächste noch etwas Theorie: Die Hebelverhältnisse errechnen sich so:
Für die obere ablaufende Bremsbacke: Radius der Bremsnocke geteilt durch Länge des gelben Pfeils
Für die untere ablaufende Bremsbacke: Radius der Bremsnocke geteilt durch Länge des grünen Pfeils.
Das habe ich mal nachgemessen:
6,5mm / 100mm für die ablaufende und 6,5mm / 110mm für die auflaufende Bremsbacke.
Die Abstände 100 und 110mm können wir nicht verändern, aber am Radius der Bremsnocke können wir mit der Feile sehr wohl was ändern. Und zwar, indem wir den Radius für die ablaufende Bremsbacke verkleinern:
Um die Hebelverhältnisse für beide Bremsbacken gleich gross zu machen müssen wir den eingezeichneten Radius verkleinern auf:
6,5*100/110= 5,9mm. Wir müssen also 0,6mm vom Nocken wegfeilen. Tatsächlich habe ich noch etwas mehr weggefeilt, damit auch wirklich die auflaufende Bremsbacke die meiste Hebelkraft abbekommt. Aber Achtung: Bei verschlissenen Bremsbelägen kann die Bremse auch blockieren, wenn zu viel gefeilt wird!
Also ab an den Schraubstock, jetzt wird es ernst. Zuerst säge ich die Ränder ein, damit die scharfkantig werden.
Dann wird gefeilt.
Diese kleine Veränderung bringt nun die Veränderung der Hebelverhältnisse zugunsten der auflaufenden Bremsbacke.
Und sonst: Natürlich werden wir jetzt die Bremsen schön sauber machen, entfetten, den Bolzen und den Bremsnocken leicht fetten und alles sauber zusammenbauen. Auch die Bremstrommel wird gereinigt, entfettet und gechecked, dass da alles in Ordnung ist, bevor sie wieder in Position gebracht wird. Mit Fettschmier und Bremsstaub bremst keine Bremse gut. Und eine neue Mutter brauchen wir auch, damit wir sie wieder richtig einschlagen können wie auf dem Bild oben zu sehen.